Ressourcen und Kraftquellen effektiv nutzen
In diesem Modul geht es um Akzeptanz. Nachdem Du im letzten Modul Deine Ressourcen und Kraftquellen erkundet hast, geht es jetzt darum, diese effektiv zu nutzen. Der einfachste Weg besteht darin, sich auf das zu konzentrieren, was wir beeinflussen können, und keine Energie auf unveränderliche Dinge zu verwenden.
Ressourcen effektiv nutzen = Fokus auf Einflussbereiche
Ressourcen ineffektiv einsetzen = Fokus auf Unveränderliches (z.B. vergangene Ereignisse)
Das ist leichter gesagt als getan. Und dennoch lohnt sich die Investition!
Was Akzeptanz bedeutet:
Akzeptanz bedeutet, die Realität so anzunehmen, wie sie ist, ohne Verleugnung oder Wunschdenken. Durch die Akzeptanz dessen, was wir nicht beeinflussen können, öffnen wir uns für die nächsten Schritte und können besser mit Krisen und Herausforderungen umgehen. Dies hilft, Stress zu reduzieren und emotionales Gleichgewicht zu finden. Darum ist Akzeptanz ist eine wichtige Säule der Resilienz.
Das hat nichts mit Aufgeben oder einer Niederlage zu tun. Im Gegenteil: Solange Du gegen eine Sache ankämpfst, die Du nicht ändern kannst, verschwendest Du Zeit und Energie, die Du an anderer Stelle dringend brauchst. Etwas zu akzeptieren bedeutet dagegen: Du ersparst Dir viele negative Gefühle wie Verzweiflung, Hilflosigkeit, Angst oder Zorn. Die Energie, die Du dadurch einsparst, kannst Du nun einsetzen, um Lösungen zu finden und Deine Lage zu verbessern. Akzeptieren lernen heißt auch, das Steuer über das eigene Leben wieder stärker in die Hand zu nehmen.
Indem wir uns auf das konzentrieren, was wir beeinflussen können, schaffen wir es, unsere Ressourcen effektiv zu nutzen und unsere Resilienz zu stärken. So können wir den Herausforderungen des Lebens mit mehr Gelassenheit und Stärke begegnen.
Hi! Schön, dass du hier bist!
Eins vorab: Ich bin mir bewusst, dass diese Schilderungen nicht repräsentativ sind und nur meinen beschränkten Blickwinkel abbilden. Teile gerne Deine Erfahrungen in den Kommentaren um das Bild abzurunden oder zu erweitern 😊
Durch meinen sozialen Nahraum, sowie meine langjährige Erfahrung als pädagogische Fachkraft, habe ich den Eindruck gewonnen, dass besonders in Kitas, Schulen und anderen sozialen Einrichtungen, die Dinge häufig am Limit laufen. Die hohe Belastung, gepaart mit der extrem hohen Verantwortung, ist dabei sehr schwer mit Selbstfürsorge zu vereinbaren. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass es nicht leicht ist, sich in diesem System auf die eigenen Bedürfnisse zu besinnen. Zusätzlich erzeugt es viel Frust, dass die systemischen Bedingungen häufig so schlecht sind und es nicht wirklich Aussicht auf mehr Mitarbeiter:innen oder andere Verbesserungen gibt. Dabei sind viele Probleme vorprogrammiert. Es ist im Alltag fast unmöglich, individuell auf die Kinder einzugehen. Das System Kita und Schule kollabiert. Bilden und Erziehen geht nur noch selten zusammen. Oft kann nur noch „verwahrt“ werden. Der Notstand ist zum Alltag geworden. Die Gesundheit der pädagogischen Fachkräfte ist stark gefährdet. Das belegen die hohen Burnout-Quoten, die hohen Krankenstände und die hohen Ausstiegsraten aus sozialen Berufen. In vielen Fällen ist es kaum möglich, die Aufsichtspflicht zu gewährleisten oder gar angemessene pädagogische Arbeit zu leisten. Pausenzeiten werden regelmäßig nicht genutzt, weil es die Umstände einfach nicht zulassen.
Der Berufsalltag pädagogischer Fachkräfte ist schon unter Idealbedingungen anstrengend und herausfordernd. Die systemischen Bedingungen erschweren dies zusätzlich. Besonders der Personalschlüssel, gepaart mit häufigen Krankheitsfällen, ist ein großes Problem, das nicht beschönigt werden kann.
Akzeptanz heißt nicht, die Umstände gutzuheißen
Das alles ist wahr und soll auch nicht beschönigt werden. Es ist m. E. eine Unverschämtheit, wie viel von Mitarbeitenden im sozialen Sektor verlangt wird. Das hohe Verantwortungsgefühl gegenüber den Klienten erschwert den Umgang mit diesen Problemen zusätzlich. Denn, wie häufig steht man vor der Option: „Entweder mache ich es oder niemand.“ Das ist zermürbend und energieraubend. Gleichzeitig erschwert es der Frust, die schönen Seiten des Berufs wertzuschätzen und stolz auf die wichtige Rolle innerhalb unserer Gesellschaft zu sein. Man hat das Gefühl, zwar einen sehr wichtigen Job zu machen, aber dafür politisch und materiell nur wenig bis keine Wertschätzung zu erfahren.
Es ist enorm wichtig, dass die Umstände kritisiert werden. Es ist absolut nachvollziehbar, sich aufzuregen und wütend zu sein. Aber wenn wir uns zu sehr auf Probleme konzentrieren, an denen wir akut nichts ändern können, zieht das extrem viel Energie, die nicht gut investiert ist. Darum ist Akzeptanz (auch wenn es in diesem Zusammenhang zynisch klingt) eine effektive mentale Verarbeitungsstrategie. Akzeptanz heißt dabei nicht, die Umstände gutzuheißen. Es meint nur, dass wir genau schauen, wo wir Einfluss nehmen können und wo nicht. Denn, wenn wir unsere Energie auf Einflussbereiche konzentrieren, erfahren wir mehr Selbstwirksamkeit und bewirken mehr als bei der Problemfokussierung.
Eigene Erfahrung mit Akzeptanz

In meiner Zeit als Lehrer an Oberschulen (Kl.5-10) in Sachsen wurde meine Resilienz einer enormen Probe unterzogen. Ich habe irgendwann in einem Coaching gemerkt, dass ich immer wieder begründet habe, warum der Beruf so schwer ist, warum die Umstände so schlecht sind, wie schön es sein könnte, wenn… wie schlimm es ist, dass sich systemisch nichts ändert. Ich war resigniert und frustriert.
Aber nichts von all dem hat irgendetwas verändert, außer dass ich meine gesamte Gedankenwelt auf die Probleme fokussiert habe. Als ich das erkannt hatte, war es trotzdem extrem schwer, diese Art zu denken und zu sprechen abzulegen.
Ich hatte mich sehr komfortabel in meiner Systemkritik und Problemwahrnehmung eingerichtet und war richtig unwillig, die Umstände zu akzeptieren. Aber gleichzeitig musste ich auch erkennen, dass ich dadurch weder meine eigene Situation noch die systemischen Umstände verändere.
Also blieb mir rational gesehen nur die Akzeptanz des Unveränderbaren und die Konzentration auf die Dinge, die ich beeinflussen kann. Ich habe zum Beispiel angefangen, mich aus dem toxischen Raum „Lehrerzimmer“ (wo es immer nur um Probleme ging) zurückzuziehen und meine Pausen woanders zu verbringen. Ich habe meinen Schulalltag anders geplant und die Einflussmöglichkeiten genutzt, die ich hatte. Die Umstände waren dieselben, aber meine Energie habe ich nur noch an Stellen investiert, wo ich Einfluss hatte.
Einordnung in den Kursverlauf

Akzeptanz ist als Thema eine extrem wichtige und herausfordernde Säule. Du stehst jedoch gut im Training und meisterst auch diese Herausforderung!
Dafür wirst Du verschiedene Übungen durchführen, die den Fokus auf Deine Einflussbereiche lenken. Du wirst genau analysieren, welche Probleme und Herausforderungen aktiv durch Deine Handlungen beeinflussbar sind und wo Energie verloren geht. Das ist sehr herausfordernd und es fällt am Anfang schwer, die Problemfokussierung loszulassen. Es fühlt sich unfair an, und das ist es auch. Aber aus individueller Perspektive ist es höchst rational, die eigene Wahrnehmung und Energie auf Bereiche zu konzentrieren, auf die wir einen direkten Einfluss haben. Alles andere wäre verschwendete Energie.
Bevor Du in die nächste Übung gehst, schau Dir das Arbeitsblatt mit den Unverrückbaren Wahrheiten an, die jeder Mensch akzeptieren muss/sollte. Dieses gibt einen exemplarischen Überblick wie subtil Akzeptanz unsere Energie schützen kann.
Ich wünsche Dir viel Kraft und Mut für das kommende Modul. Akzeptanz kann Schwerstarbeit sein. Akzeptanz braucht Zeit. Du akzeptierst für Dich! Um Dich zu schützen! Du wirst dadurch nicht vergessen, was schlecht läuft! Aber Du kannst aktiv entscheiden, wie viel Du Dich davon in Deinem Wohlbefinden beeinflussen lassen möchtest!
Hast du persönlich weitere unverrückbare Wahrheiten? Lass uns in den Kommentare drüber sprechen!